Armenien; 16.-17.07.2018

16.07.2018, Tag 23, Sewan, Armenien; Tageskilometer: 231; Gesamt: 5.952
BBQ am Sewansee

Wir haben einen kleinen Bus, einen Zwanzigsitzer gemietet. Die Chance für Peter, Jan und Burki noch zwei Tage bei uns zu bleiben. Zu zwölft fahren wir zum Sewansee nach Armenien. Der Fahrer heizt wie eine besengte Sau. Wir erreichen die Grenze und müssen den Bus beräumen und unser Gepäck durch die Kontrollen schleppen. Neuer Länderpunkt, in Armenien war noch keiner. Dem Fahrer ist es egal, er jagt seinen Bus durch die Berge des Kaukasus und vollführt Überholmanöver, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Kurz vor unserem Ziel passiert es dann. Wir bleiben mit geplatztem Kühler liegen.

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Mit erstaunlicher Geschwindigkeit hat der Driver den defekten Kühler ausgebaut. Mit diesem in der Hand fahren wir nach Sewan. Das ist eine absolut triste Stadt. Schon auf der Anreise sind wir durch Gegenden gefahren, die bewohnten Geisterstädten gleichen. Der Zusammenbruch der Sowjetunion war Ende der Achtziger mit der Abschaltung sämtlicher Medien verbunden. Das Gas wurde abgedreht, Kernkraftwerke abgeschaltet und die Wasserversorgung eingestellt. Fast zeitgleich wurde die Region von einem starken Erdbeben erschüttert, es ging wohl gar nichts mehr. Von dieser Situation hat sich die gesamte Region bis heute nicht erholt. Eisenbahnstrecken sind stillgelegt, Betriebe verfallen, Seilbahnen verrotten, Riesenräder rosten vor sich hin. Wie auch immer, wir finden eine kleine Garage, in der Kühler gelötet und geschweißt werden. Unser defektes Teil ist allerdings aus Kunststoff. Da sind wir hier wohl erst einmal in der falschen Abteilung.

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Altunyan hat uns zum Barbeque eingeladen. Er wird bald siebzig, besitzt die größte Bäckerei Armeniens und ist Inhaber zweier Privatkliniken. Armenische Gastfreundschaft ist für ihn ein hohes Gut und so tafelt er auch auf. Unmengen von Pfirsichen, Aprikosen, Brombeeren, Kirschen und Himbeeren. Pfannenweise geschmortes Gemüse. Riesige Berge gebratenes Schweine- und Schaffleisch, immer wieder kommt er mit Spießen, so ähnlich wie beim Schaschlik aufgespießt und über offenem Feuer gebraten wird. Dann noch eine besondere Spezialität, „von dem Teil, was jedes Tier ganz hinten hat“. Zum Glück war nicht von ausschließlich männlichen die Rede… Der Ararat fließt in Strömen und wir können uns nur ganz herzlich bei ihm für seine Gastfreundschaft bedanken. Es war ein wunderschöner Abend am Ufer des Sewansee.

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17.07.2018, Tag 24, irgendwo im Zug nach Baku; Tageskilometer: 505; Gesamt: 6.684
Abschied

Wie und wo auch immer wurde der Kühler vom kleinen Mercedes Bus über Nacht repariert. Überm Sewansee geht gleich am Morgen ein kräftiges Gewitter nieder und dann starten wir durch. Kurze Besichtigung einer kleinen alten Kirche. Wir zünden kleine Kerzen an, denn es wird wohl für lange Zeit das letzte sakrale Bauwerk des Christentums sein. In Tiflis ist es dann Zeit, Abschied zu nehmen. Jan &Peter beenden ihre Weltreise in wenigen Tagen und Wanderfreund Burki will auf den Kaspeck. Für uns geht’s weiter nach Aserbaidschan.

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Im Bahnhof von Tiflis ist es wie in einem deutschen Arbeitsamt. Wir haben Nummer 435 gezogen, abgearbeitet wird gerade die 213. Es sind fünfzehn Schalter und irgendwann nach ein paar Stunden sind wir aber dann doch dran. Wir hatten Tickets für den Nachtzug bestellt und nun können wir sie in Empfang nehmen.

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Für die nächsten 12 Stunden haben wir fünf 2er Kabinen, die Sitzbänke werden zu Betten umfunktioniert. Zunächst brauchen wir die gar nicht, ein Abteil wird zum Restaurant. Wir haben noch Berge vom BBQ des Vortages dabei und breiten das dort aus. Das nächste Abteil wird zur Spielhölle umfunktioniert. Nach heroischem Kampf wird Rainer hier zum Kaukasus Meister.

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